"Sport has the power to change the world" Nelson Mandela

Ein Jahr in Coffee Bay, Südafrika


Lang ist´´'s her, lang ist's nicht mehr

14.06.18

 

Hallo Freunde,

 

lang, lang ist's her, seitdem ich mich das letzte Mal bei Euch gemeldet habe. In den letzten Monaten ist aber hier so viel passiert, wodurch ich das Schreiben ein wenig aus den Augen verloren habe. Ich hoffe Ihr verzeiht mir.

 

Vor genau 10 Monaten traten meine Mitfreiwilligen und ich unsere große Reise nach Südafrika an. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergehen kann. Denn nun stehen bereits unsere Nachfolger in den Startlöchern, für die wir bei unserem 2. Seminar Anfang März in Areena Begrüßungsvideos und -schreiben angefertigt haben. Auch auf diese Art und Weise wurde uns die davon rasende Zeit noch einmal so richtig bewusst.

Seit mehr als 40 Wochen lebe ich nun schon in Coffee Bay in der Transkei und bin nach wie vor von unserem Projekt und Standort begeistert. Das Arbeiten und Leben mit meinen Mitfreiwilligen verläuft noch immer weitestgehend problemlos und spaßig. Trotzdem hat sich seit meinem letzten Eintrag einiges getan, wovon ich im Folgenden berichten werde:

 

Chronologisch starte ich im Dezember letzten Jahres. An Nikolaus, zu Beginn der südafrikanischen Sommerferien, fuhren wir trotz Ferien ins Kinderheim, um den Kindern, den Mamas und auch unseren Chefs Elroy und Eureke zu zeigen, wie wir zuhause in Deutschland die Vorweihnachtszeit "zelebrieren". Dazu mussten wir zunächst im ca. 25 km entfernt gelegenen Supermarkt Zutaten für Plätzchen einkaufen. Wir bewaffneten uns nach der ca. 2 Stunden dauernden Reise- und Einkaufszeit mit unseren Musikboxen und brachen zum Kinderheim auf. In unserem Einkaufsladen hatten wir sogar zwei einzelne Weihnachtsmannmützen entdeckt, die natürlich nicht fehlen durften. Im Kinderheim angekommen freuten sich die Kinder alleine schon durch unser Kommen, denn eigentlich waren ja Schulferien, und zwar vergleichbar mit unseren „großen Ferien, und in dieser Zeit fällt normalerweise auch die Kinderbetreuung durch uns aus. Über unsere Handys und einen externen Verstärker spielten wir die zumindest für uns modernen Weihnachtsklassiker wie 'Last Christmas' (den in Deutschland wahrscheinlich schon zu diesem Zeitpunkt niemand mehr hören mochte), 'shake up Christmas ' und 'all I want for Christmas is you', um bei den Kindern und Betreuern das Weihnachtsgefühl ein bisschen hervorzulocken. Ich weiß nicht, ob beispielsweise der 12 jährige Lutho auch in Zukunft an Weihnachten nur noch Songs von Wham hören wird. Aber nach anfänglichem Misstrauen waren die Kinder zunehmend begeistert von der für sie zuvor noch unbekannten Musik. Anschließend stand die Zubereitung des Plätzchenteiges an, bei der einige der Kinder tatkräftig mithalfen. Auffällig oft wurde ein Fingerchen in den Teig zur Überprüfung des Geschmacks gesteckt. Aber wir waren diesbezüglich natürlich nachsichtig, denn nicht zuletzt hatten wir es ja früher (oder vielleicht auch noch heute!) nicht anders gemacht. Als der Teig fertig ausgerollt vor uns lag, ging es ans Ausstechen. Zum Glück fanden sich in der ehemaligen Preschool allerlei Formen zum Ausstechen von Knete, die sich aber auch prima für die Zubereitung von Weihnachtsplätzchen eignen. So konnten wir 1 1/2 Stunden später viele leckere Kekse in Elefanten-, Giraffen-, Delfin- oder auch Kleinwagenform aus dem Ofen nehmen. Sie schmeckten allen sichtbar gut und waren in kurzer Zeit verspeist. 

Das Plätzchenbacken war leider auch eine Abschiedsveranstaltung. Denn nach den Feien ab Mitte Januar zogen 4 ältere Kinder nach Port Elizabeth (P.E.), um zukünftig dort eine weiterführende Schule zu besuchen. Dies dürfte perspektivisch die Chancen dieser Kinder erheblich steigern. Die Kinder wohnen in PE zusammen mit unserer Chefin Eureke in deren zweiten Wohnhaus in Uitenhage, einem Vorort von P.E. Die Schulen außerhalb der Transkei verfügen in der Regel auf Grund von besserer Ausstattung und einer größeren Anzahl an Lehrkräften über bessere, d.h. auch qualifiziertere schulische Möglichkeiten. Es freut mich sehr, dass unseren Kinderheimkindern aus Coffee Bay allein durch unsere „Chefs“ die Möglichkeit zur Teilhabe an diesem Angebot geboten wird, und ich gönne es ihnen von Herzen, obwohl ich die „kleinen Kerle“ gleichzeitig natürlich ziemlich vermisse. Elroy finanziert die anfallenden Kosten für Schuluniformen, Schulkosten und Lebensmittel - wie auch alle sonstigen Kosten für das Kinderheim - komplett aus eigener Tasche! Er erzählte mir, er wolle eventuell nächstes Jahr weitere, wenn nicht sogar alle Kinder, nach P.E. bringen. Seitdem dieser Plan zu den restlichen Kindern hier im Kinderheim in Coffee Bay durchgedrungen ist, reden sie häufig davon, und sie freuen sich schon jetzt riesig darauf. Schau‘n wir mal!

 

 

Ich habe mir zum Ziel gesetzt, einen kleinen Teil der von mir eingeworbenen Spendengelder dazu einzusetzen, um damit einen Trip mit den Kindern und Betreuerinnen des Kinderheims nach P.E. zu finanzieren. So können sich die Kinder den neuen Wohnort ihrer "Geschwister" ansehen und das erste Mal in ihrem Leben eine Großstadt erkunden. 

Weihnachten bei 30 Grad und Roadtrip

Nach dem Plätzchenbacken standen die großen Sommerferien und somit auch der 2. große Roadtrip vor der Tür. Mit meinen Coffee Bay-Kollegen fuhr ich am 23. Dezember nach Port Elizabeth, wo wir auf 16 Freiwillige aus fast allen Einsatzstellen des ASC in Südafrika trafen, um mit ihnen gemeinsam Weihnachten zu feiern. Den Weihnachtstag selbst verbrachten wir nach einer Runde Wasserball im Pool am Strand und erfreuten und an Sonne und dem Indischen Ozean. Am Abend bereiteten wir zusammen einen großen Braai zu und genossen das Weihnachtsfest mit leckerem Essen und bei guter Musik. Alle hatten Spaß. Nach Weihnachten fühlte sich aber die innere Gemütslage nicht an. Auch mir hat es gut gefallen, die Feiertage nicht im Schnee oder bei Regen zu erleben, sondern die Zeit in der Sonne zu genießen. Und trotzdem: Würde sich überhaupt zukünftig die Wahl stellen, so würde ich vermutlich doch eher wieder Weihnachten mit Schnee und Weihnachtsbaum vorziehen.

 

Am 1. Weihnachtstag brachen wir dann zu siebt zu unserem zweiten großen Roadtrip auf. Von P.E. aus ging es über Jeffreys Bay, Plettenberg Bay, Knysna und Stellenbosch nach Kapstadt, wo wir für 5 Tage verweilten, um uns die Millionenmetropole anzusehen. Meine persönlichen Highlights bestanden aus dem Erklimmen des Tafelbergs, von dessen Gipfel aus sich ein herrlicher Blick auf und über Kapstadt, die Umgebung und die Kap-Halbinsel und nicht zuletzt auf den Atlantischen Ozean bietet. Zudem war natürlich das Feiern des Neujahrsfests in Südafrikas heimlicher Hauptstadt an der Waterfront gemeinsam mit vielen weiteren Freiwilligen und dem anschließenden Besuch der Feiermeile Longstreet ein ganz besonderes Erlebnis.

In den folgenden Tagen erkundeten wir die Umgebung auf der Kap-Halbinsel und anschließend u.a. auch das „Weinland“, das ich inzwischen außerordentlich schätzen gelernt habe! Und ich kann, nein: ich muss allen Weininteressierten unbedingt auch eine Weinprobe auf einer der weiten und wunderschönen Weinfarmen in und rund um Stellenbosch empfehlen. Selbst ich als eher unkundiger und ungeübter Weinverkoster hatte danach den Eindruck, erstmals auf „den“ Weingeschmack gestoßen zu sein.

Da dies aber ein Arbeitsbericht sein soll, werde ich es dabei belassen, aber auf Wunsch gerne nochmal darüber berichten.

Neues Jahr, einige Veränderungen

Mit dem neu eingeläuteten Kalenderjahr stand für unsere Kinder auch das neue Schuljahr auf dem Plan. Neben den bereits beschriebenen Veränderungen kamen noch ein paar weitere dazu. Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste meine Projektpartnerin Helena im Dezember nach Hause fliegen, um dort für 2 Monate zu genesen. Da zwei weitere Kinder das Kinderheim verlassen hatten und somit morgens nur noch zwei 2-Jährige zu betreuen waren, arbeitete ich zunächst alleine von 9 bis 12 Uhr und beschäftigte mich mit den beiden kleinen „Rackern“. Das machte mir zwar Spaß - vor allem die Vormittage, die wir am Strand miteinander verbrachten, doch als richtig befriedigend und ausfüllend empfand ich diese Arbeit nicht. Deswegen begann ich nach Absprache mit Elroy und unserem Projektkoordinator Brett Armstrong ab Februar damit, vormittags mit Lea und Falko in der Grundschule in Coffee Bay den Sportunterricht zu gestalten. Das Nachmittagsprogramm im Kinderheim mit dem Angebot der Hausaufgabenhilfe auch für die interessierten Kinder aus der community veränderte sich nicht und ich fuhr und fahre nach wie vor jeden Nachmittag ins Kinderheim.

Die Grundschule Coffee Bay S.P.S. (Senior Primary School) besteht aus drei länglichen Flachbauten mit jeweils 3 Klassenräumen. Diese stehen auf einer großen Grasfläche, welche als Sportfeld genutzt werden kann. Die Schule wird von über etwa 300 Schüler besucht, die von 7 Lehrkräften unterrichtet werden. Die jüngste Klasse ist die Grade R, in der die Vorschüler im Alter von 5-6 Jahren unterrichtet werden. Des Weiteren gibt es die Jahrgänge 1 bis 7 mit jeweils einer Klasse pro Jahrgangsstufe, wobei eine Klasse meist 30-40 Kinder umfasst. Unser Schulalltag gestaltet sich in der Regel so, dass wir uns je nach Wochentag entweder um 09:15 Uhr oder 10:15 Uhr in der Schule einfinden, welche sich nach nur 4 Minuten Fußweg von unserem Haus entfernt befindet.

Wenn wir unsere Sachen in das Schulsekretariat gebracht und die Schulleiterin Veronica sowie den Schulassistenten Sba begrüßt haben, gehen wir zu der jeweiligen Klasse, die auf dem von Lea und Falko erstellten Stundenplan ansteht. Sobald die Kinder uns in der Tür stehen sehen, freuen sie sich ungemein und können nur schwer von der Lehrerin zurückgehalten werden. Sie wollen aufspringen und uns entgegen rennen. Doch erst, wenn die Lehrerin das "Ok" gibt, geht es los: Dann gibt es kein Halten mehr, und die Kinder stürmen auf uns zu, rufen unsere Namen und fassen uns an den Händen, was meist zu Streit führt, da wir ja leider nur jeweils zwei Hände zur Verfügung stellen können. Zusammen laufen wir dann zum Sportfeld und bilden einen großen Kreis, bei dem sich alle an den Händen fassen, das ist jedenfalls der Plan. Meistens dauert die Bildung des Kreises nämlich etwas länger, da sich die Kinder wieder darum streiten, wer unsere Hände halten darf. Nachdem einige Minuten mit einigem Mühen vergangen sind, die Kinder möglichst fair von einander zu trennen und aufzustellen, steht dann endlich der Kreis. Wir können mit der Sportstunde beginnen. Nach kurzen Aufwärmspielen wie 'Chakalaka' (singend an den Händen anfassend im Kreis tanzen) oder 'Shaky' (Kinder tanzen nach, was wir vortanzen) spielen wir häufig 'who is scared of the lion' und 'duck, duck, goose'. Zudem sind weitere Fangspiele, wie 'Shark und Fish' oder 'Hundehütte' sehr beliebt. Es bereitet zudem großen Spaß, den Kindern Spiele vorzustellen, die auch in meiner Schulzeit im Sportunterricht angesagt waren, wie z.B. Brenn- oder Völkerball. Je nach Altersklasse klappt das natürlich unterschiedlich gut.

Bei den jüngeren Schülern scheitert es oft an der Verständigung, da sie kaum ein Wort Englisch, sondern nur die Landessprache Xhosa sprechen und verstehen. Mit unseren leider etwas überschaubaren Xhosa-Sprachkünsten können wir die Kinder lediglich auffordern, zuzuhören, einen Kreis zu bilden, zu rennen und noch einige andere Kommandos. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) macht es ihnen erstaunlich oft großen Spaß, genau das Gegenteil von dem zu tun, wozu wir sie aufgefordert haben. Das führe ich einerseits auf ihr jugendliches Alter, andererseits auf die in der Regel warmen Temperaturen zurück, denn es bereitet ihnen häufig größeren Spaß, auf und mit uns herumzuturnen, als nur „herumzurennen“. Dagegen ähneln bei älteren Klassen die Sportstunden zunehmend mehr dem Sportunterricht, wie man es auch aus Deutschland kennt. Mit einigen Klassen haben wir beispielsweise schon Einheiten zu Fußball, Netball und Volleyball veranstaltet, letzteres hat besonders viel Spaß gemacht. Denn diese Sportart ist hier noch nicht sehr populär, und man kann einerseits die steigende Begeisterung bei den Schülern beobachten und damit andererseits auch sich verbessernden Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder feststellen. Nicht zuletzt deswegen haben wir uns vorgenommen, vor Antritt der Rückreise ein Beachvolleyballturnier mit Schulen aus anderen Einsatzstellen am Strand in Coffee Bay zu veranstalten. 

Nach Schulschluss bieten wir zweimal pro Woche ein Fußball-Training für Jungen, einmal für Mädchen und darüber hinaus einmal wöchentlich ein Volleyballtraining an. Sowohl den Sportunterricht als auch die Trainingseinheiten, welche direkt im Anschluss an die letzte Schulstunde von 13:45 bis 14:45 Uhr erfolgen, absolvieren die Kinder in Schuluniformen. Das heißt, dass Mädchen in Rock und Bluse und Jungen in kurzer oder langer Anzughose mit Hemd mit Lackschuhen sporteln!!!. Ihr werdet mit zustimmen, dass dies grundsätzlich keine sehr vorteilhafte Kleidung ist, um darin Sport zu treiben. Insbesondere an heißen Tagen muss es für die Kinder kaum auszuhalten sein, in der warmen und engen Uniform umher zu rennen. Doch sind eigentlich alle trotzdem mit großer Freude dabei, und scheuen keine Bewegung.


Nach Schulschluss bieten wir zweimal pro Woche ein Fußball-Training für Jungen, einmal für Mädchen und darüber hinaus einmal wöchentlich ein Volleyballtraining an. Sowohl den Sportunterricht als auch die Trainingseinheiten, welche direkt im Anschluss an die letzte Schulstunde von 13:45 bis 14:45 Uhr erfolgen, absolvieren die Kinder in Schuluniformen. Das heißt, dass Mädchen in Rock und Bluse und Jungen in kurzer oder langer Anzughose mit Hemd mit Lackschuhen sporteln. Ihr werdet mit zustimmen, dass dies grundsätzlich keine sehr vorteilhafte Kleidung ist, um darin Sport zu treiben. Insbesondere an heißen Tagen muss es für die Kinder kaum auszuhalten sein, in der warmen und engen Uniform umher zu rennen. Doch sind alle trotzdem mit großer Freude dabei, und scheuen keine Bewegung.

Fußballturnier in East London

Anfang März organisierten die Freiwilligen aus East London ein Fußballturnier für Jungen unter 13 Jahren. Es sollte an zwei Tagen an einem Wochenende an der A.W. Barnes Grundschule im Parkside Township stattfinden. Da wir in Coffee Bay zu diesem Zeitpunkt noch keine eigene Fußballmannschaft hatten, galt es die schwierige Aufgabe zu meistern, ein Team auch aus benachbarten communities zusammenzustellen. Da die meisten der Kinder aus Coffee Bay noch nie weiter als in dem 13 km entfernten Einkaufsladen, geschweige denn in einer Großstadt gewesen waren, war natürlich der Andrang auf einen der begehrten 13 Plätze im Team sehr groß. So veranstalteten wir 2 Wochen, bevor das Turnier stattfinden sollte, ein Auswahltraining, um die Kinder nach spielerischem Geschick auswählen zu können. Von Beginn an waren alle Jungs mit großen Ambitionen und Einsatz bei der Sache, wodurch das Training wirklich sehr gut klappte. Zusammen mit Falko, Helena und Lea versuchte ich während des Trainings, starke Spieler herauszulesen und schrieb ihre Namen auf. Nach dem Training gaben wir dann bekannt, wer mit nach East London kommen durfte, was bei den Auserwählten große Freude auslöste. Natürlich war es hart für die enttäuschten Spieler, und sie taten mir sehr leid. Da aber die Teilnehmerzahl begrenzt war, mussten wir diese Entscheidungssituation und deren Folgen durchstehen. 2 Wochen und 4 Trainingseinheiten später war es dann Freitag und damit war der große Ab- und Anreisetag gekommen. Unser Großraumtaxi holte uns um 12 Uhr aus Coffee Bay an der Schule ab, und es konnte losgehen. Neben uns 4 Freiwilligen begleitete uns zusätzlich der Schulassistent Sba, der wirklich sehr nett und lustig ist. Mit etwas Verspätung und einigen unfreiwilligen Stops kamen wir dann um 18 Uhr in East London an, da ein paar der Kinder die kurvige Strecke nicht vertragen hatten. Dort wurde dann auch sofort Abendessen für Kinder, Organisatoren und Freiwillige aufgetischt. Neben der Mannschaft aus Coffee Bay und den 2 Heimteams aus E.L., waren 2 Mannschaften aus Jeffreys Bay, 3 aus Port Elizabeth und 2 aus Berlin mit ihren jeweiligen Freiwilligen Teams angereist. So hatten die Köchinnen der Barnes School Essen für über 150 hungrige Kerlchen zuzubereiten, was wirklich eine riesige Aufgabe war, die bravourös gemeistert wurde. Beim Betreten der Schule warfen unsere Knaben sofort ihre Taschen in die Ecke der großen Eingangshalle und mischten sich unter die Jungs, die bereits begeistert miteinander Fußball spielten, Das gab wirklich ein tolles Bild ab.

Nachdem danach alle ausreichend mit Essen versorgt waren, breiteten die Kids ihre Schlaflager in der Eingangshalle aus und wurden dann mit einem Film auf einer großen Leinwand „bespasst“. Dann ging es auch bereits früh schlafen, da ja alle fit und ausgeschlafen für das große Turnier am nächsten Tag sein sollten. Wir Freiwillige schliefen in einem Klassenzimmer nebenan und genossen währenddessen unser Wiedersehen. Die Nacht verlief weitestgehend ruhig, jedoch waren die Kinder bereits um 6 Uhr wieder auf den Beinen und machten in der Halle so ein Getöse, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war!!

Am Samstagmorgen gab es dann um 07:30 Uhr für alle Aktiven ein leckeres Frühstück. Wir Freiwillige trafen uns um 08:00 Uhr, um die Schiedsrichter für die jeweiligen Spiele festzulegen. Jedes Spiel dauerte 20 Minuten und wurde jeweils von einem „unbeteiligten“ Freiwilligen geleitet. Nach einer kurzen Trainingseinheit ging es dann auch schon um 09 Uhr mit dem Turnier los. Unser Team traf im ersten Spiel auf die Schüler aus Jeffrey's Bay. Die Jungen schlugen sich sehr gut und starteten mit einem 2:0 Sieg in das Turnier, was allen Selbstvertrauen schenkte. Im darauffolgenden Spiel hatten wir es mit einem Team aus Berlin zu tun und kamen aber nicht über ein 1:1 hinaus. Im dritten Gruppenspiel ging es gegen eine Grundschulmannschaft aus Port Elizabeth, in der die Jungs leider nach der Halbzeit an Konzentration und somit letzten Endes auch das Spiel mit 0:2 verloren. Leider war damit die Hoffnung auf das Halbfinale dahin. Trotzdem kämpften die „Kerle“ auch im letzten Spiel gegen die gastgebende Mannschaft von der A.W. Barnes, und lange Zeit sah es zumindest nach einem Unentschieden aus. Wir zeigten uns dann aber doch als dankbare Gäste und kurz vor Schluss schenkte uns der gastgebende Favorit 2 Tore ein. Trotzdem waren wir sehr zufrieden und stolz auf unsere Jungen. Ich bin mir sicher, dass sie alle Spaß hatten. Das Finale wurde im Übrigen von den in East London beheimateten Teams der Parkside Primary und A.W. Barnes bestritten, was nach spannendem Elfmeterschießen der Gastgeber für sich entschied. Nach der Siegerehrung in der Eingangshalle wurde die Musik laut gestellt und wir tanzten zusammen mit den Kids zu sowohl internationaler als auch afrikanischer Musik. Das war als Abschluss einfach klasse und wird mir, aber sicher auch allen anderen, noch lange in Erinnerung bleiben.

Am nächsten Morgen bekamen alle von den Gastgebern noch ein Lunchpaket für die langen Rückreisen mit, was angesichts der zum Teil mehr als achtstündigen Reisezeit einiger Teams wirklich sehr nett war. Bevor es für uns zurück nach Coffee Bay ging, machten wir noch einen Zwischenstopp in der riesigen Hemingways Mall, da die Kinder ein solch riesiges Einkaufszentrum noch nie gesehen hatten. Alle waren sehr beeindruckt, als wir das große Gebäude betraten. Besonders spektakulär empfanden die Kinder die Rolltreppen, da sie natürlich auch noch nie gesehen, geschweige denn befahren hatten. 2 Jungen waren ganz besonders fasziniert, und während die anderen bereits weiter wuselten, hatten die beiden noch immer große Freude daran, die Treppen auf und wieder abzufahren. Das war wirklich sehr süß mitanzusehen. Jedes von den Kindern hatte umgerechnet ca. 10 € mitgenommen. Davon kauften sie sich Spielzeug, Fußbälle, Chips und vieles andere. Anschließend kamen wir an einem Stand mit Autoscootern vorbei, an dem wir jedem der Jungen eine Fahrt finanzierten. Zum Abschluss gab es noch für jeden ein Eis, und dann machten wir uns auf die 5-stündige Heimreise.

 

Den gesamten Trip finanzierten wir Freiwillige von unseren Spendengeldern, und ich möchte mich auch im Namen meiner Mitstreiter nochmal an dieser Stelle ganz herzlich bei meinen Spendern bedanken, Ihr habt - natürlich in erster Linie - die13 Jungen, aber natürlich mittelbar auch mich damit sehr glücklich gemacht!

Die ersten zweieinhalb Monate

23.10.17

 

Molweni zusammen!

 
Einige Zeit ist vergangen, seitdem ich von meinen ersten Wochen in Südafrika berichtet habe. Nun versinkt Coffee Bay aber gerade im Regen und somit bleibt mir genug Zeit, um aufzuschreiben was hier so in den letzten 2 3/4 Monaten passiert ist. Mein Zeitgefühl geht hier "unten" wirklich den Bach hinunter. Die 11 Wochen, die wir jetzt schon in diesem schönen Land verweilen, fühlen sich viel kürzer an. Ich habe mich schon gut eingewöhnt in Ort und Arbeit, nichtsdestotrotz fühlt sich Vieles noch neu und ungewohnt an. Was natürlich nicht sehr verwunderlich ist, da wir hier in eine völlig neue Kultur gekommen sind, in der man sich erst mal zurecht finden muss.

Generell aber geht es mir hier wirklich super gut, die Arbeit im Kinderheim macht sehr großen Spaß und auch das Zusammenleben mit meinen 3 Mitbewohnern verläuft größtenteils problemlos.
Rückblickend stelle ich besonders in dem Verhältnis mit den Kindern eine Entwicklung fest. Zu Beginn stellte es sich teilweise noch etwas "oberflächlich" dar. Natürlich freuten sich die Kinder auch schon zu Beginn über unser Kommen und spielten gerne mit uns, doch manchmal hatte ich das Gefühl, dass es für sie keinen großen Unterschied machen würde, wenn Helena und ich nicht gekommen wären. Anfangs wurden oft unsere Grenzen getestet und vor allem die Kids aus der Community waren in manchen Situationen etwas frech, da war es manches Mal schon sehr schwierig souverän und selbstsicher aufzutreten. Im Großen und Ganzen denke ich aber, dass wir solche Situationen ganz gut gemeistert haben. Wir haben das ein oder andere Mal Dinge zu hören bekommen, wie "Wo sind die alten Freiwilligen, die hätten das erlaubt", wodurch man dann schon einmal schlucken musste. Auf der anderen Seite hatte ich Verständnis dafür, da unsere Vorgänger, die die Kinder sehr gerne mochten, gerade erst geflogen waren und wir, die neuen Unbekannten, ihren Platz eingenommen hatten. Mittlerweile haben wir alle uns aber kennengelernt und aneinander gewöhnt. An jedem Morgen, wenn wir das Tor zum Kinderheim erreichen, kommen die Kinder vor Freude unsere Namen rufend auf das Auto zu gestürmt und umringen uns. Das ist immer wieder ein tolles Gefühl.

Jeden Tag, egal ob die Sonne scheint oder der Regen in Strömen vom Himmel fällt, werden wir von den kleinen Kindern gefragt, ob wir zum Strand fahren könnten. Dort erleben
wir besonders schöne Tage. Dann stecken wir alle Kinder ins Auto und auf die Ladefläche unseres Bakkies und fahren entweder an den Strand beim Kinderheim, an den im Ozean mündenden Mapuzi River oder an den Strand bei uns in Coffee Bay. Obwohl die Kinder so nahe am Wasser wohnen, sind sie es die meisten nicht gewohnt regelmäßig an den Strand zu fahren und freuen sich daher immer riesig. Eigentlich sind alle Kinder sehr vernünftig und kennen ihre Grenzen, trotz dessen ist mir bewusst, dass wir eine große Verantwortung haben, wenn wir die Kinder mit ins Wasser begleiten, vor allem, da ein paar der Kinder nicht richtig schwimmen können. Wenn Lea und Falko an ihrer Schule keine Nachmittagsprojekte haben, begleiten sie uns
um 15 Uhr zum Kinderheim. Zu viert auf die Gruppe aufzupassen ist deutlich einfacher, aber auch wenn wir nur zu zweit sind klappt es gut. An sehr heißen Tagen ist es bereits vormittags warm genug, um mit den 5 Kindern aus dem Kinderheim, die noch zu jung für die Schule sind, an den Strand zu fahren. Keines von ihnen kann schwimmen und daher haben sie große Angst vor dem Wasser, trotzdem genießen sie den Strandbesuch immer sehr. Wir haben uns als Ziel für unser Jahr gesetzt, zumindest die Angst vor dem niedrigen Wasser zu nehmen und bestenfalls Schwimmen beizubringen.

Mein Geburtstag
Das erste besondere Ereignis hier war mein Geburtstag Ende August. Die Besitzerin des Restaurants gegenüber unseres Hauses hatte einmal erwähnt, dass sie auch Kuchen backen würde. Das hatten sich Lea und Helena gemerkt und eine Geburtstagstorte für mich organisiert. So konnte ich mich am Morgen an einen richtigen Geburtstagstisch setzen, Falko hatte mir sogar ein Lederarmband geschenkt. Das war wirklich ein schönes Gefühl, da das mein erster Geburtstag war, den ich nicht Zuhause gefeiert hatte. Auch im Kinderheim wussten durch Helena ein paar der Kinder davon und sangen ein Lied für mich. Später war ein Sportsday an der Grundschule gegenüber des Kinderheims, an die auch die Kinder des Heims gehen, zu dem wir eingeladen wurden. Eine andere Grundschule war gekommen und so traten die beiden konkurrierenden Schulen in verschiedenen Sportarten gegeneinander an. Es war auf und um die Spielfeder eine tolle Stimmung, da viele Kinder zusahen und ihre jeweilige Schule durch Lieder und Sprechgesänge anfeuerten. Als wir wieder nach Hause kamen, skypte ich mit meiner Familie und packte ein paar Geschenke aus, die meine Mama mir vor meiner Abreise noch in den Koffer gesteckt hatte. Das war wirklich sehr toll, da es dann fast so war, als
seien sie hier gewesen. Am Abend sind wir dann zu viert Pizza essen gegangen und saßen anschließend noch bei einem Bier zusammen. Dazu kam auch ein Einheimischer, mit dem wir uns mittlerweile sehr gut angefreundet haben. Da mein Geburtstag leider auf einen Donnerstag gefallen war und Coffee Bay streckenmäßig ziemlich weit ab vom Schuss liegt, konnten leider keine anderen Freiwilligen vorbeischauen und mitfeiern, was wir aber später gebührend nachholten.

Die tägliche Arbeit und Wochenenden
Ein bisschen hatte ich ja bereits im letzten Eintrag angerissen, wir hier mein Alltag so aussieht, das werde ich jetzt noch ein bisschen ausführen. Wie bereits erwähnt, fahren Helena und ich jeden Morgen um kurz vor
9 Uhr zum Kinderheim. Dort angekommen, werden wir von Rufen wie "the German guys" oder meistens einfach unsere Namen, empfangen. Vor allem die drei 2-jährigen lieben es natürlich auf den Arm genommen und in die Luft "geworfen" zu werden (Ja, Mama, ich passe auf!). Nachdem wir die Kinder, die Mamas und Elroy und Eureke (unsere Chefs) begrüßt haben, spielen wir mit den Kindern Ball, Fangen, Sandkasten-Buddeln etc., fahren bei gutem Wetter zum Strand oder gehen in die ehemalige Preschool und spielen oder malen dort. Wenn die Kinder essen, unterhalten wir uns gern und lang mit Elroy und Eureke. Die beiden sind wirklich super. Sie sind vor 5 Jahren eher zufällig zum Kinderheim gekommen und da sich die damaligen Besitzer bereits im hohen Alter befanden und sie fragten, ob sie an einem Kauf interessiert seien, haben sie kurzerhand beschlossen, es zu übernehmen. Ursprünglich kommen sie aus Port Elizabeth, weswegen sie bereits viel von Südafrika gesehen und uns so eine Menge Tipps gegeben haben, welche Orte man gesehen haben muss. Sie haben immer ein, eigentlich eher zwei, offene Ohren für uns und helfen wo sie können. Häufig sitzen wir bei Tee und Keksen zusammen und unterhalten uns über Gott und die Welt. Zudem kennt sich Elroy wirklich gut mit Autos aus, was wirklich wertvoll ist, da die nächste professionelle Werkstatt etwa eine Stunde mit dem Auto entfernt ist.
Um 12 Uhr fahren wir dann zurück nach Coffee Bay und kochen. Wenn das Wetter gut ist, hat das Restaurant gegenüber unseres Doppelrondavels geöffnet, wo es die besten Milchshakes und Burger der Welt gibt, die wir dann auf der Terrasse mit wunderschönem Blick auf Cbay und das Meer verspeisen. Gut gestärkt und ausgeruht geht es um 15 Uhr zurück zum Childrens Home, wo dann meistens bereits die Kinder aus Community und Kinderheim zusammenspielen. Mit ihnen spielen wir dann Spiele wie "Who is affraid of the lion" (Wie "wer hat Angst vorm schwarzen Mann") oder Ente, Ente, Ente, Gans. Am meisten Spaß macht es, wenn alle mitspielen. Häufig haben aber vor allem die älteren Jungs keine Lust darauf und präferieren Fußball. Das ist die Alternative und so kicke ich mit ihnen und Helena spielt mit den Mädchen Netball. Der Plan ist, dass wir die Teams insoweit aufbauen, dass wir gegen die Schule von Lea und Falko, aber auch gegen Teams in anderen Städten antreten können. Seitdem der Plan zu den Kindern durchgedrungen ist, fragen sie fast jeden Tag, wann wir gegen Coffee Bay oder East London spielen würden. Da die meisten von ihnen noch nie außerhalb Coffee Bay waren, freuen sie sich bereits riesig darauf.
Auch, wenn das Wetter mal schlecht ist, gibt es eine Menge Möglichkeiten sich zu beschäftigen. So war z.B. das Projekt der letzten zwei Wochen das Zimmer der Jungs zu bemalen. Eine Freiwillige aus den Niederlanden hatte bereits begonnen, ein Auto aus dem Film "Cars" an eine Wand zu malen. Nachdem sie nach einem Monat wieder nach Hause geflogen war, haben Helena und ich ihre Arbeit übernommen und begonnen einen Abschleppwagen aus dem Film an die Wand zu pinseln und in Anbetracht meiner sich in Grenzen haltenden künstlerischen Fähigkeiten, ist uns das meiner Meinung nach ziemlich gut gelungen- die Kinder haben sich jedenfalls gefreut. Daher wollen wir solche Projekte fortführen und das nächste Mal auch Kinder involvieren, damit sie sich immer wieder an ihrem eigenen Werk erfreuen können.

Die Wochenenden verbringen wir meistens in Coffee Bay. Oft nehmen wir bei einem örtlichen Backpacker einen Surfkurs, der umgerechnet 4€ kostet, Board, Lehrer und Neoprenanzug inklusive. Das macht super viel Spaß und klappt von Mal zu Mal besser. Ansonsten genießen wir das nicht-arbeiten-müssen am Strand oder in unserem Haus. Häufig kommen Locals vorbei und wollen etwas mit uns unternehmen, so sind wir beispielsweise schon zu Klippen gewandert oder in einem weiter entfernten Fluss baden gewesen. Außerdem sind wir jetzt schon an mehreren Wochenenden in andere Einsatzstellen gefahren, um dort die Freiwilligen zu besuchen. Ein netter Nebenaspekt ist außerdem, dass es in East London mehrere größere Malls gibt, in denen man so ziemlich alles kaufen kann, was das Herz begehrt und da Malls bei uns eher Mangelware sind, freuen wir uns dann mal wieder etwas Zeit mit "shoppen" verbringen zu können.
Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie die anderen Freiwilligen leben. Die Unterkunft der East Londoner könnte man auch in Deutschland wiederfinden. Sie leben auf einem abgezäunten Grundstück mit zwei modernen Häusern und einem größeren Garten. Oft haben sie jedoch Probleme mit ihrer Alarmanlage, da diese einfach so Alarm schlägt und so die Sicherheitsfirma alarmiert angefahren kommt, um für Ordnung zu sorgen. Dann bedarf es natürlich immer wieder Überzeugungskünste, um zu erklären, dass es sich nur um einen Fehlalarm gehandelt hatte. So einen Sicherheitsaufwand braucht man bei uns zum Glück nicht. Natürlich sollte man beim Verlassen des Hauses niemals ein Fenster offen zu lassen oder vergessen die Tür abzuschließen, aber ansonsten kann man auch bedenkenlos im Dunkeln zu Fuß sein Ziel erreichen.

Generell ist das Leben in Coffee Bay sehr entspannt. Uns wurde schon häufig von Einheimischen geraten, das Leben locker zu sehen. "This ist the Transkei, take the life easy" ist wohl der Leitsatz der Bevölkerung hier. Diese Lebensphilosophie lässt sich ganz gut an folgenden Beispielen veranschaulichen:

 

 Das Restaurant gegenüber hat eigentlich jeden Tag, bis auf Dienstag, von 9:30-15:30 Uhr, geöffnet. In einer Woche jedoch, war der einzige Tag, an dem es geöffnet hatte, man glaube es kaum: Dienstag.

 

In einem Shop, in dem man T-Shirts bedrucken und Klamotten kaufen kann, werden zusätzlich auch noch Burger und Toasties angeboten. Als wir dann dort einmal Mittagessen gehen wollten und jeder seine Bestellung aufgegeben hatte, sagte uns der Besitzer Jimmy bereits voraus, dass es etwas länger dauern würde. Wenig später ging aus dem Haus und kam mit Einkaufstüten zurück, da er erst einmal die Zutaten für unsere Bestellung einkaufen musste. Das war sehr amüsant.
Generell bin ich ein Fan von dieser so lockeren Lebensansicht, wenn man jedoch etwas Wichtiges schnell klären muss, dauert es meistens sehr lange, bis man die erhoffte Information bekommt.

Roadtrip
Am Freitag, den 27.09. war es dann endlich so weit: die ersten Ferien und damit der erste Road- bzw. Jungstrip stand bevor. Ich hatte mich mit sieben andere Freiwilligen aus Port Elizabeth, Jeffreys Bay, Berlin und East London zusammengetan. So fuhren die zwei Mädels und ich früh am Freitagmorgen nach Umthata, um dort am Flughafen ein Auto zu mieten und von dort weiter nach Berlin zu fahren, wo wir die anderen Freiwilligen antrafen. Dort feierten wir zusammen und brachen dann am Samstag gut gelaunt Richtung "Mount Zebra Park" auf. Je weiter wir in das Landesinnere fuhren, desto schöner wurde die Landschaft. Wellblechhäuschen wichen und unsere Umgebung wurde immer weitläufiger und bot uns wunderschöne Ausblicke. In unserer Unterkunft, eine auf einem Berg gelegenen Farm, angekommen, machten wir ein Feuer und hielten einen herzhaften Braii (Grillen in Südafrika) ab. Am nächsten Morgen ging es früh in den Mount Zebra Park, in dem wir viele Tiere wir Zebras oder Giraffen, aber leider keine Raubkatzen sahen. Unsere nächste Station war Queenstown, eine ruhige Stadt, nördlich von East London gelegen. Das Highlight unserer Reise war aber, als uns der Vermieter unserer Behausung zu einem Freund fuhr, der etwas Besonderes für uns bereithalten sollte. Sein Grundstück grenzt nämlich direkt am Stadtpark und jeden Abend kommen etwa 6 Nashörner direkt vor der Mauer zum Fressen. Über seine erhöhte Veranda konnte man dann diese gewaltigen Tiere, eins etwa 1,5 Tonnen auf die Waage bringend, bewundern. Doch damit nicht genug. Wir sollten auf der Ladefläche seines Bakkies stehend unsere Plätze einnehmen, da er uns sein Land zeigen wollte. Nach einer kurzen Fahrt auf der Ladefläche, die ein Riesenspaß war, erreichten wir seine Farm und er zeigte uns eine bestimmte Art von Büffeln, die pro Tier 60.000$ kosten würden und von denen er ganze 50 besaß. Anschließend sollten wir wieder auf der Ladefläche Platz nehmen und es ging auf sein 1000ha großes Land. Auch dort sahen wir viele Zebras und Antilopen. Über Stock und Stein fuhr Brian, der Freund unseres Vermieters, mit uns immer höher auf einen Berg, von dem man oben angekommen einen wortwörtlich atemberaubenden Blick über Queenstown und Umgebung hatte. Bis in die Haarspitzen gefüllt mit Glückshormonen ging es dann wieder zurück zu Brians Grundstück, da es bereit dämmerte. Inzwischen waren sogar noch mehr Nashörner an die Mauer zum "Abendbrot" gekommen, was wir dann mit Brian und einem Bier genossen. Alleine für den Besuch bei Brian, hatte sich der gesamte Roadtrip bereits voll ausgezahlt. Am Dienstag ging es dann für uns weiter nach Port St. Johns, nördlich von Coffee Bay. Ein wunderschöner Ort mit tollem Strand, ein Badegang ist jedoch nicht sehr zu empfehlen, da sich die Haie dort nur so tummeln. Als wir am Abend ankamen, gingen wir zum Strand und trafen dort auf eine Gruppe Einheimische, die uns zu einem Fußballspiel herausforderten. Nach einem anstrengenden, aber sehr spaßigen Spiel,
was wir im Übrigen mit 10:1 für uns entschieden ging es zurück zu unserem Backpacker und ließen dort entspannt den Abend ausklingen. Nachdem wir den Mittwoch mit einer Wanderung verbracht hatten, ging es am Donnerstag zurück nach Coffee Bay, da die Jungs unbedingt unser neues Zuhause sehen wollten. Dort trafen wir auf 14 andere Freiwillige, die wie wir ihren Roadtrip in Coffee Bay beendeten. Natürlich gab es viel zur Erzählen und so feierten wir zusammen in unserem Haus und in einem örtlichen Backpacker unser Widersehen. Nachdem die Mädchen aus den anderen Einsatzstellen bereits am Freitagmorgen abreisten, fuhren die übrigen Jungs und ich zum Hole in the Wall, was immer einen Besuch wert ist. Mit einem leckeren Mahl in einem Restaurant mit Meerblick ließen wir den letzten Tag unseres Roadtrips ausklingen und so verließen sie uns am Samstagmorgen wieder. Nach einem hauptsächlich zur Entspannung genutzten Restwochenende, stand dann wieder der Montag und damit der wiederkehrende Arbeitsalltag vor der Tür, was aber auch schön war, da ich die Kids schon ein bisschen vermisst hatte.

 


Ich hoffe, ich konnte Euch einen weiteren kleinen Einblick in mein Leben hier unten verschaffen.

Liebe Grüße aus Coffee Bay,
Euer Philipp

 

 

 

Die Jungsgruppe mit der ich unterwegs war, Jannis und ich bei einer Rastpause, Jannis und ich auf dem Berg in Brians Land über Queenstown
Die ersten 2 Wochen in Südafrika
21.08.17

Hallo zusammen, 

hier kommt mein erster Blogeintrag aus Südafrika. Es sind erst 2 Wochen vergangen, seitdem ich mich von meiner Familie und Freunden verabschiedet und in München den Flieger gen Afrika bestiegen habe, doch diese Zeit kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. 
Aber von vorne: Am Sonntag, den 06.08. bin ich mit meinen Mitfreiwilligen aus Coffee Bay und Bulungula aus München über Johannesburg nach East London geflogen. Schon zu Beginn unserer Reise der erste Aufreger: ein Freiwilliger kam und kam nicht zum Treffpunkt am Check-In und auch zum Boarding war er nicht eingetroffen. Wie sich später herausstellte, kam er durch Verzögerungen des Zugverkehrs zu spät zum Check-In und wurde nicht mehr hereingelassen, sodass wir zu 5. anstatt wie geplant zu 6. losflogen. Nach 14 Stunden Flug-und Aufenthaltszeit wurden wir von Brett Armstrong, unserem Projektkoordinator und Ansprechpartner in Südafrika und 2 Freiwilligen aus dem Jahrgang 16/17 in Empfang genommen. Mit ihnen fuhren wir zu ihrer Behausung in East London, wo wir den Rest der Freiwilligen aus E.L. kennenlernten. Da ich einen sehr guten Freund, der in Port Elizabeth seinen Freiwilligendienst absolvierte, im Dezember besucht hatte, kannte ich bereits einige der "alten" Freiwilligen und es war schön sie wiederzusehen. Nachdem wir ein bisschen in der Mall gebummelt hatten und ich das erste mal auf der linken Straßenseite gefahren war, fand die Verabschiedung der "alten" Freiwilligen aus East London und Berlin und unsere Begrüßung bei Brett zuhause statt. Wir 5 Neuankömmlinge konnten alle noch nicht realisieren, dass wir nun wirklich in Südafrika, dem Land, wo wir die nächsten 365 Tage verbringen würden, angekommen waren. Nachdem wir einen schönen Abend verbracht hatten, wurden Helena, Lea und ich früh am nächsten Morgen von Brett abgeholt und wir fuhren nach Coffee Bay. Der erste Stopp war das Kinderheim Coram Deo, in dem Helena und ich arbeiten werden. Dort lernten wir die Leiter des Kinderheims Elroy und Eureke kennen, die super lieb und freundlich sind. Danach ging es weiter zur Coffee Bay J.S.S., die Primary School an der Lea und Falko Sport unterrichten werden. Danach ging es endlich zu unserem neuen Zuhause, das sich als 2 große Rondavel mit Strohdach, die durch die Küche verbunden sind, herausstellte. Wir haben hier an sich alles, was man zum leben braucht, von einem Herd, über einen Kühlschrank bis zu einer Waschmaschine. Unsere Vorgänger hatten netterweise überall kleine Zettel mit Erklärungen verteilt.

Eine kleine Beschreibung von Coffee Bay: 
Das Dorf liegt in der ehemaligen Transkei, eine der ärmsten Regionen Südafrikas. East London liegt außerhalb dieser Region und erinnert noch sehr an eine europäische Stadt. Von EL aus geht es nord-östlich über die Autobahn N2 in Richtung Durban, nach 200km muss man abfahren und es geht auf Landstraßen Richtung Coffee Bay. Wenn die Schlaglöcher größer und die Schafs-und Kuhherden neben und häufig auch auf den Straßen zahlreicher werden, ist man Cbay sehr nahe. Im Ort selbst gibt es keine asphaltierten Straßen, was aber nicht stört, da man alles zu Fuß erreichen kann. Es gibt eine Hauptstraße, die hindurch führt, von der kleinere Wege abgehen. Generell ist die Gegend hier sehr hügelig, wodurch man nahezu von überall einen traumhaften Blick auf das Meer hat. Unser Haus steht ungefähr 300 Meter vom Strand auf einem Hügel, wodurch wir über den Ort auf das Meer blicken können, was wunderschön aussieht. Überall laufen Kühe, Pferde, Ziegen, Schafe und Hunde herum, auf die man sehr acht geben muss, wenn man mit dem Auto fährt. Gegenüber von uns gibt es eine Art Restaurant, wo es die besten Milchshakes und Burger gibt, die ich je gegessen habe. Außerdem gibt es eine sehr zu empfehlende Pizzeria, einen Kleidungsladen, der auch super leckere Toasts verkauft und mehrere Backpackers, wo man sich auch kulinarisch versorgen lassen kann. Wenn einem eher nach etwas selbst gekochtem ist, kann man in einen kleinen Store ein paar Zutaten bekommen. Die sehr viel größere Auswahl gibt es aber in einem 20 km entfernten Laden, wo man so ziemlich alles bekommt, was das Herz begehrt.
Die meisten Menschen, die hier wohnen sind sehr offen und herzlich und wissen sofort wer man ist. Wir haben in der kurzen Zeit schon viele Leute kennengelernt, mit denen wir uns gut verstanden haben.  

Später kamen dann auch Jan und Jasmin, die 2 aus Bulungula, mit Joe, einem "alten" Freiwilligen aus EL und nun auch Falko in Coffee Bay an. Mit ihnen gingen wir Pizza essen und in einem Backpacker Billard spielen. Am nächsten Tag brachten wir Jan und Jasmin nach Bulungula. Über Stock und Stein und ging es 1 1/2 Stunden in Richtung des kleinen Dorfes. Dort angekommen war das Erstaunen sehr groß, denn die Hütte der 2 steht auf einem Hügel über der Bucht, von dem man einen atemberaubenden Blick auf das Meer bekommt, vielleicht sogar noch etwas schöner als die Bucht in Coffee Bay. Auf die beiden kommen gleich mehrere große Herausforderungen zu. Zum einen die Arbeit mit Kindern, die fast kein Englisch, sondern nur ihre Muttersprache Xhosa sprechen, zum anderen das Leben mit Strom ausreichend für eine Lampe und fließend Wasser gefiltert aus einer Regentonne. Elektrische Geräte können sie in einer Lodge ungefähr 100 m abwärts des Hügels aufladen. Auch der tägliche Schulweg dürfte für so manchen untrainierten  Freiwilligen, zumindest zu Beginn, zu einer großen Herausforderung werden, da er sich als 5 km langer Fußmarsch über mehrere Hügel herausstellt. Aber da wir ja alle als Sportfreiwillige nach Südafrika gekommen sind, sollte das schon nach wenigen Wochen kein Problem mehr darstellen ;). Nachdem wir den Sonnenuntergang von der Hütte aus genossen hatten, gingen wir den Hügel hinab, um in der Bulungula Lodge unser Abendessen zu uns zunehmen. Am nächsten Morgen kam Brett, um Jan und Jasmin in der Grundschule vorzustellen. Danach verabschiedeten wir uns von ihnen und fuhren das erste mal in dem Team, in dem wir das nächste Jahr verbringen werden, zurück nach Coffee Bay. 
Am Freitag wurde wir eingeladen anlässlich des Geburtstages einer Freiwilligen aus den Niederlanden mit dem Children's Home zum "Hole in the Wall", ein Strand dem ein großer Felsen mit einem großen Loch vorgelagert ist, zu fahren. Da unser Auto den größten Platz bietet, ging es mit 12 Kindern und Falko auf der Ladefläche los. Da der Weg sehr schlecht ist, mussten wir sehr vorsichtig und langsam fahren. Dort angekommen, halfen wir den Mamas den jüngeren Kindern die Schwimmsachen anzuziehen und dann ging es auch schon ins Wasser. Da dies die erste Begegnung mit den Kindern war, waren die meisten zu Anfang noch etwas misstrauisch und schüchtern, einige jedoch ließen sich sofort auf den Arm nehmen und tollten mit uns im Wasser herum. Bis auf zwei 2 Jahre alte Kinder, sprechen bereits alle sehr gut Englisch, weshalb die Verständigung nicht sehr schwer fällt. Nachdem ausgiebigst gebadet und gespielt wurde und es auf einmal anfing stark zu stürmen, ging es zurück zum Kinderheim und Elroy grillte Wurst und Stockbrot, was wir gemeinsam mit den Kindern vertilgten. Danach unterhielten Helena und ich uns noch sehr lange mit Eureke und Elroy. Sie erzählten, dass sie vorhätten Teams in Fußball und Netball (abgewandelte Form von Basketball, die vorzüglich Mädchen sehr gerne betreiben) zu gründen, die unter unserer Leitungen stehen sollen und mit denen wir dann gegen Teams aus Coffee Bay, aber auch aus East London oder Port Elizabeth antreten können. Die Vorstellung gefällt mir wirklich super und ich freue mich schon darauf, das Projekt anzugehen. 

Nach einem ereignisreichen Wochenende stand nun die erste Arbeitswoche an. Falko und Lea können ihre Schule zu Fuß erreichen, da sie nur ca. 200m von unserem Haus entfernt ist. Helena und ich müssen jeden Tag ungefähr 15 min mit unserem Bakkie über steinige "Straßen" zum Kinderheim fahren, da es sich etwas außerhalb von Coffee Bay befindet. Wenn es regnet oder geregnet hat, zahlt es sich wirklich aus, dass wir einen Bakkie mit Allradantrieb zur Verfügung gestellt bekommen haben, da der Weg dann sehr aufweicht und man andernfalls wahrscheinlich die Berge nicht mehr hochkäme. Dort angekommen stürmen die 5 Kinder, die noch zu jung sind für die Schule, uns bereits entgegen, sobald sie das Auto am Eingangstor sehen. Das ist wirklich sehr süß. Mit ihnen spielen wir draußen Sportspiele oder gehen in die ehemalige Preschool (ein Gebäude, in dem viele Bücher und Spielsachen stehen) wo sie dann lesen oder spielen können. Außerdem gibt es ein älteres Mädchen, das in größeren Gruppen nicht lernen kann und Helena oder ich geben ihr etwas Englisch und Mathe Unterricht, wodurch sie laut Elroy, mit unseren Vorgängern sehr viel mehr gelernt hat, als in 3 Jahren Schule zuvor. Um 12 Uhr haben wir dann Mittagspause und fahren zurück nach Hause, wo wir Falko und Lea antreffen, wenn sie auch gerade Mittagspause haben und kochen oder gehen zusammen essen. Um 3 Uhr geht es dann wieder zurück zum Kinderheim. Wenn die beiden anderen am Nachmittag kein Programm in ihrem Projekt mehr haben, kommen sie mit zum Kinderheim. Nun sind auch die älteren Kinder aus der Schule zurück und auch die Kinder aus der Umgebung kommen mit zum Kinderheim, wo sie abends eine warme Mahlzeit bekommen. Helena spielt mit den Mädchen dann meistens Netball und ich mit den Jungs Fußball. Die Kinder aus der Community sprechen nahezu kein Englisch, daher muss einer der Jungs aus dem Heim übersetzen. Um 17:30 Uhr fahren wir dann wieder nach Hause, kochen oder gehen essen, spielen Karten, gucken einen Film oder unterhalten uns einfach.

Ich denke, dass ich es dabei belasse fürs Erste belasse und bedanke mich bei allen, die bis hierhin gelesen haben! 

Liebe Grüße aus Coffee Bay,

Euer Philipp

Die Bulungula-Coffee-Bay-Crew und Joe in Bulungula

Ausflug mit dem Children's Home zum Hole in the Wall

Fußballtraining mit den Jungs vom Kinderheim und aus der Community