Ein Jahr in Coffee Bay, Südafrika
Lang ist´´'s her, lang ist's nicht mehr
14.06.18
Hallo Freunde,
lang, lang ist's her, seitdem ich mich das letzte Mal bei Euch gemeldet habe. In den letzten Monaten ist aber hier so viel passiert, wodurch ich das Schreiben ein wenig aus den Augen verloren habe. Ich hoffe Ihr verzeiht mir.
Vor genau 10 Monaten traten meine Mitfreiwilligen und ich unsere große Reise nach Südafrika an. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergehen kann. Denn nun stehen bereits unsere Nachfolger in den Startlöchern, für die wir bei unserem 2. Seminar Anfang März in Areena Begrüßungsvideos und -schreiben angefertigt haben. Auch auf diese Art und Weise wurde uns die davon rasende Zeit noch einmal so richtig bewusst.
Seit mehr als 40 Wochen lebe ich nun schon in Coffee Bay in der Transkei und bin nach wie vor von unserem Projekt und Standort begeistert. Das Arbeiten und Leben mit meinen Mitfreiwilligen verläuft noch immer weitestgehend problemlos und spaßig. Trotzdem hat sich seit meinem letzten Eintrag einiges getan, wovon ich im Folgenden berichten werde:
Chronologisch starte ich im Dezember letzten Jahres. An Nikolaus, zu Beginn der südafrikanischen Sommerferien, fuhren wir trotz Ferien ins Kinderheim, um den Kindern, den Mamas und auch unseren Chefs Elroy und Eureke zu zeigen, wie wir zuhause in Deutschland die Vorweihnachtszeit "zelebrieren". Dazu mussten wir zunächst im ca. 25 km entfernt gelegenen Supermarkt Zutaten für Plätzchen einkaufen. Wir bewaffneten uns nach der ca. 2 Stunden dauernden Reise- und Einkaufszeit mit unseren Musikboxen und brachen zum Kinderheim auf. In unserem Einkaufsladen hatten wir sogar zwei einzelne Weihnachtsmannmützen entdeckt, die natürlich nicht fehlen durften. Im Kinderheim angekommen freuten sich die Kinder alleine schon durch unser Kommen, denn eigentlich waren ja Schulferien, und zwar vergleichbar mit unseren „großen Ferien, und in dieser Zeit fällt normalerweise auch die Kinderbetreuung durch uns aus. Über unsere Handys und einen externen Verstärker spielten wir die zumindest für uns modernen Weihnachtsklassiker wie 'Last Christmas' (den in Deutschland wahrscheinlich schon zu diesem Zeitpunkt niemand mehr hören mochte), 'shake up Christmas ' und 'all I want for Christmas is you', um bei den Kindern und Betreuern das Weihnachtsgefühl ein bisschen hervorzulocken. Ich weiß nicht, ob beispielsweise der 12 jährige Lutho auch in Zukunft an Weihnachten nur noch Songs von Wham hören wird. Aber nach anfänglichem Misstrauen waren die Kinder zunehmend begeistert von der für sie zuvor noch unbekannten Musik. Anschließend stand die Zubereitung des Plätzchenteiges an, bei der einige der Kinder tatkräftig mithalfen. Auffällig oft wurde ein Fingerchen in den Teig zur Überprüfung des Geschmacks gesteckt. Aber wir waren diesbezüglich natürlich nachsichtig, denn nicht zuletzt hatten wir es ja früher (oder vielleicht auch noch heute!) nicht anders gemacht. Als der Teig fertig ausgerollt vor uns lag, ging es ans Ausstechen. Zum Glück fanden sich in der ehemaligen Preschool allerlei Formen zum Ausstechen von Knete, die sich aber auch prima für die Zubereitung von Weihnachtsplätzchen eignen. So konnten wir 1 1/2 Stunden später viele leckere Kekse in Elefanten-, Giraffen-, Delfin- oder auch Kleinwagenform aus dem Ofen nehmen. Sie schmeckten allen sichtbar gut und waren in kurzer Zeit verspeist.
Das Plätzchenbacken war leider auch eine Abschiedsveranstaltung. Denn nach den Feien ab Mitte Januar zogen 4 ältere Kinder nach Port Elizabeth (P.E.), um zukünftig dort eine weiterführende Schule zu besuchen. Dies dürfte perspektivisch die Chancen dieser Kinder erheblich steigern. Die Kinder wohnen in PE zusammen mit unserer Chefin Eureke in deren zweiten Wohnhaus in Uitenhage, einem Vorort von P.E. Die Schulen außerhalb der Transkei verfügen in der Regel auf Grund von besserer Ausstattung und einer größeren Anzahl an Lehrkräften über bessere, d.h. auch qualifiziertere schulische Möglichkeiten. Es freut mich sehr, dass unseren Kinderheimkindern aus Coffee Bay allein durch unsere „Chefs“ die Möglichkeit zur Teilhabe an diesem Angebot geboten wird, und ich gönne es ihnen von Herzen, obwohl ich die „kleinen Kerle“ gleichzeitig natürlich ziemlich vermisse. Elroy finanziert die anfallenden Kosten für Schuluniformen, Schulkosten und Lebensmittel - wie auch alle sonstigen Kosten für das Kinderheim - komplett aus eigener Tasche! Er erzählte mir, er wolle eventuell nächstes Jahr weitere, wenn nicht sogar alle Kinder, nach P.E. bringen. Seitdem dieser Plan zu den restlichen Kindern hier im Kinderheim in Coffee Bay durchgedrungen ist, reden sie häufig davon, und sie freuen sich schon jetzt riesig darauf. Schau‘n wir mal!
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, einen kleinen Teil der von mir eingeworbenen Spendengelder dazu einzusetzen, um damit einen Trip mit den Kindern und Betreuerinnen des Kinderheims nach P.E. zu finanzieren. So können sich die Kinder den neuen Wohnort ihrer "Geschwister" ansehen und das erste Mal in ihrem Leben eine Großstadt erkunden.
Weihnachten bei 30 Grad und Roadtrip
Nach dem Plätzchenbacken standen die großen Sommerferien und somit auch der 2. große Roadtrip vor der Tür. Mit meinen Coffee Bay-Kollegen fuhr ich am 23. Dezember nach Port Elizabeth, wo wir auf 16 Freiwillige aus fast allen Einsatzstellen des ASC in Südafrika trafen, um mit ihnen gemeinsam Weihnachten zu feiern. Den Weihnachtstag selbst verbrachten wir nach einer Runde Wasserball im Pool am Strand und erfreuten und an Sonne und dem Indischen Ozean. Am Abend bereiteten wir zusammen einen großen Braai zu und genossen das Weihnachtsfest mit leckerem Essen und bei guter Musik. Alle hatten Spaß. Nach Weihnachten fühlte sich aber die innere Gemütslage nicht an. Auch mir hat es gut gefallen, die Feiertage nicht im Schnee oder bei Regen zu erleben, sondern die Zeit in der Sonne zu genießen. Und trotzdem: Würde sich überhaupt zukünftig die Wahl stellen, so würde ich vermutlich doch eher wieder Weihnachten mit Schnee und Weihnachtsbaum vorziehen.
Am 1. Weihnachtstag brachen wir dann zu siebt zu unserem zweiten großen Roadtrip auf. Von P.E. aus ging es über Jeffreys Bay, Plettenberg Bay, Knysna und Stellenbosch nach Kapstadt, wo wir für 5 Tage verweilten, um uns die Millionenmetropole anzusehen. Meine persönlichen Highlights bestanden aus dem Erklimmen des Tafelbergs, von dessen Gipfel aus sich ein herrlicher Blick auf und über Kapstadt, die Umgebung und die Kap-Halbinsel und nicht zuletzt auf den Atlantischen Ozean bietet. Zudem war natürlich das Feiern des Neujahrsfests in Südafrikas heimlicher Hauptstadt an der Waterfront gemeinsam mit vielen weiteren Freiwilligen und dem anschließenden Besuch der Feiermeile Longstreet ein ganz besonderes Erlebnis.
In den folgenden Tagen erkundeten wir die Umgebung auf der Kap-Halbinsel und anschließend u.a. auch das „Weinland“, das ich inzwischen außerordentlich schätzen gelernt habe! Und ich kann, nein: ich muss allen Weininteressierten unbedingt auch eine Weinprobe auf einer der weiten und wunderschönen Weinfarmen in und rund um Stellenbosch empfehlen. Selbst ich als eher unkundiger und ungeübter Weinverkoster hatte danach den Eindruck, erstmals auf „den“ Weingeschmack gestoßen zu sein.
Da dies aber ein Arbeitsbericht sein soll, werde ich es dabei belassen, aber auf Wunsch gerne nochmal darüber berichten.
Neues Jahr, einige Veränderungen
Mit dem neu eingeläuteten Kalenderjahr stand für unsere Kinder auch das neue Schuljahr auf dem Plan. Neben den bereits beschriebenen Veränderungen kamen noch ein paar weitere dazu. Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste meine Projektpartnerin Helena im Dezember nach Hause fliegen, um dort für 2 Monate zu genesen. Da zwei weitere Kinder das Kinderheim verlassen hatten und somit morgens nur noch zwei 2-Jährige zu betreuen waren, arbeitete ich zunächst alleine von 9 bis 12 Uhr und beschäftigte mich mit den beiden kleinen „Rackern“. Das machte mir zwar Spaß - vor allem die Vormittage, die wir am Strand miteinander verbrachten, doch als richtig befriedigend und ausfüllend empfand ich diese Arbeit nicht. Deswegen begann ich nach Absprache mit Elroy und unserem Projektkoordinator Brett Armstrong ab Februar damit, vormittags mit Lea und Falko in der Grundschule in Coffee Bay den Sportunterricht zu gestalten. Das Nachmittagsprogramm im Kinderheim mit dem Angebot der Hausaufgabenhilfe auch für die interessierten Kinder aus der community veränderte sich nicht und ich fuhr und fahre nach wie vor jeden Nachmittag ins Kinderheim.
Die Grundschule Coffee Bay S.P.S. (Senior Primary School) besteht aus drei länglichen Flachbauten mit jeweils 3 Klassenräumen. Diese stehen auf einer großen Grasfläche, welche als Sportfeld genutzt werden kann. Die Schule wird von über etwa 300 Schüler besucht, die von 7 Lehrkräften unterrichtet werden. Die jüngste Klasse ist die Grade R, in der die Vorschüler im Alter von 5-6 Jahren unterrichtet werden. Des Weiteren gibt es die Jahrgänge 1 bis 7 mit jeweils einer Klasse pro Jahrgangsstufe, wobei eine Klasse meist 30-40 Kinder umfasst. Unser Schulalltag gestaltet sich in der Regel so, dass wir uns je nach Wochentag entweder um 09:15 Uhr oder 10:15 Uhr in der Schule einfinden, welche sich nach nur 4 Minuten Fußweg von unserem Haus entfernt befindet.
Wenn wir unsere Sachen in das Schulsekretariat gebracht und die Schulleiterin Veronica sowie den Schulassistenten Sba begrüßt haben, gehen wir zu der jeweiligen Klasse, die auf dem von Lea und Falko erstellten Stundenplan ansteht. Sobald die Kinder uns in der Tür stehen sehen, freuen sie sich ungemein und können nur schwer von der Lehrerin zurückgehalten werden. Sie wollen aufspringen und uns entgegen rennen. Doch erst, wenn die Lehrerin das "Ok" gibt, geht es los: Dann gibt es kein Halten mehr, und die Kinder stürmen auf uns zu, rufen unsere Namen und fassen uns an den Händen, was meist zu Streit führt, da wir ja leider nur jeweils zwei Hände zur Verfügung stellen können. Zusammen laufen wir dann zum Sportfeld und bilden einen großen Kreis, bei dem sich alle an den Händen fassen, das ist jedenfalls der Plan. Meistens dauert die Bildung des Kreises nämlich etwas länger, da sich die Kinder wieder darum streiten, wer unsere Hände halten darf. Nachdem einige Minuten mit einigem Mühen vergangen sind, die Kinder möglichst fair von einander zu trennen und aufzustellen, steht dann endlich der Kreis. Wir können mit der Sportstunde beginnen. Nach kurzen Aufwärmspielen wie 'Chakalaka' (singend an den Händen anfassend im Kreis tanzen) oder 'Shaky' (Kinder tanzen nach, was wir vortanzen) spielen wir häufig 'who is scared of the lion' und 'duck, duck, goose'. Zudem sind weitere Fangspiele, wie 'Shark und Fish' oder 'Hundehütte' sehr beliebt. Es bereitet zudem großen Spaß, den Kindern Spiele vorzustellen, die auch in meiner Schulzeit im Sportunterricht angesagt waren, wie z.B. Brenn- oder Völkerball. Je nach Altersklasse klappt das natürlich unterschiedlich gut.
Bei den jüngeren Schülern scheitert es oft an der Verständigung, da sie kaum ein Wort Englisch, sondern nur die Landessprache Xhosa sprechen und verstehen. Mit unseren leider etwas überschaubaren Xhosa-Sprachkünsten können wir die Kinder lediglich auffordern, zuzuhören, einen Kreis zu bilden, zu rennen und noch einige andere Kommandos. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) macht es ihnen erstaunlich oft großen Spaß, genau das Gegenteil von dem zu tun, wozu wir sie aufgefordert haben. Das führe ich einerseits auf ihr jugendliches Alter, andererseits auf die in der Regel warmen Temperaturen zurück, denn es bereitet ihnen häufig größeren Spaß, auf und mit uns herumzuturnen, als nur „herumzurennen“. Dagegen ähneln bei älteren Klassen die Sportstunden zunehmend mehr dem Sportunterricht, wie man es auch aus Deutschland kennt. Mit einigen Klassen haben wir beispielsweise schon Einheiten zu Fußball, Netball und Volleyball veranstaltet, letzteres hat besonders viel Spaß gemacht. Denn diese Sportart ist hier noch nicht sehr populär, und man kann einerseits die steigende Begeisterung bei den Schülern beobachten und damit andererseits auch sich verbessernden Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder feststellen. Nicht zuletzt deswegen haben wir uns vorgenommen, vor Antritt der Rückreise ein Beachvolleyballturnier mit Schulen aus anderen Einsatzstellen am Strand in Coffee Bay zu veranstalten.
Nach Schulschluss bieten wir zweimal pro Woche ein Fußball-Training für Jungen, einmal für Mädchen und darüber hinaus einmal wöchentlich ein Volleyballtraining an. Sowohl den Sportunterricht als auch die Trainingseinheiten, welche direkt im Anschluss an die letzte Schulstunde von 13:45 bis 14:45 Uhr erfolgen, absolvieren die Kinder in Schuluniformen. Das heißt, dass Mädchen in Rock und Bluse und Jungen in kurzer oder langer Anzughose mit Hemd mit Lackschuhen sporteln!!!. Ihr werdet mit zustimmen, dass dies grundsätzlich keine sehr vorteilhafte Kleidung ist, um darin Sport zu treiben. Insbesondere an heißen Tagen muss es für die Kinder kaum auszuhalten sein, in der warmen und engen Uniform umher zu rennen. Doch sind eigentlich alle trotzdem mit großer Freude dabei, und scheuen keine Bewegung.
Nach Schulschluss bieten wir zweimal pro Woche ein Fußball-Training für Jungen, einmal für Mädchen und darüber hinaus einmal wöchentlich ein Volleyballtraining an. Sowohl den Sportunterricht als auch die Trainingseinheiten, welche direkt im Anschluss an die letzte Schulstunde von 13:45 bis 14:45 Uhr erfolgen, absolvieren die Kinder in Schuluniformen. Das heißt, dass Mädchen in Rock und Bluse und Jungen in kurzer oder langer Anzughose mit Hemd mit Lackschuhen sporteln. Ihr werdet mit zustimmen, dass dies grundsätzlich keine sehr vorteilhafte Kleidung ist, um darin Sport zu treiben. Insbesondere an heißen Tagen muss es für die Kinder kaum auszuhalten sein, in der warmen und engen Uniform umher zu rennen. Doch sind alle trotzdem mit großer Freude dabei, und scheuen keine Bewegung.
Fußballturnier in East London
Anfang März organisierten die Freiwilligen aus East London ein Fußballturnier für Jungen unter 13 Jahren. Es sollte an zwei Tagen an einem Wochenende an der A.W. Barnes Grundschule im Parkside Township stattfinden. Da wir in Coffee Bay zu diesem Zeitpunkt noch keine eigene Fußballmannschaft hatten, galt es die schwierige Aufgabe zu meistern, ein Team auch aus benachbarten communities zusammenzustellen. Da die meisten der Kinder aus Coffee Bay noch nie weiter als in dem 13 km entfernten Einkaufsladen, geschweige denn in einer Großstadt gewesen waren, war natürlich der Andrang auf einen der begehrten 13 Plätze im Team sehr groß. So veranstalteten wir 2 Wochen, bevor das Turnier stattfinden sollte, ein Auswahltraining, um die Kinder nach spielerischem Geschick auswählen zu können. Von Beginn an waren alle Jungs mit großen Ambitionen und Einsatz bei der Sache, wodurch das Training wirklich sehr gut klappte. Zusammen mit Falko, Helena und Lea versuchte ich während des Trainings, starke Spieler herauszulesen und schrieb ihre Namen auf. Nach dem Training gaben wir dann bekannt, wer mit nach East London kommen durfte, was bei den Auserwählten große Freude auslöste. Natürlich war es hart für die enttäuschten Spieler, und sie taten mir sehr leid. Da aber die Teilnehmerzahl begrenzt war, mussten wir diese Entscheidungssituation und deren Folgen durchstehen. 2 Wochen und 4 Trainingseinheiten später war es dann Freitag und damit war der große Ab- und Anreisetag gekommen. Unser Großraumtaxi holte uns um 12 Uhr aus Coffee Bay an der Schule ab, und es konnte losgehen. Neben uns 4 Freiwilligen begleitete uns zusätzlich der Schulassistent Sba, der wirklich sehr nett und lustig ist. Mit etwas Verspätung und einigen unfreiwilligen Stops kamen wir dann um 18 Uhr in East London an, da ein paar der Kinder die kurvige Strecke nicht vertragen hatten. Dort wurde dann auch sofort Abendessen für Kinder, Organisatoren und Freiwillige aufgetischt. Neben der Mannschaft aus Coffee Bay und den 2 Heimteams aus E.L., waren 2 Mannschaften aus Jeffreys Bay, 3 aus Port Elizabeth und 2 aus Berlin mit ihren jeweiligen Freiwilligen Teams angereist. So hatten die Köchinnen der Barnes School Essen für über 150 hungrige Kerlchen zuzubereiten, was wirklich eine riesige Aufgabe war, die bravourös gemeistert wurde. Beim Betreten der Schule warfen unsere Knaben sofort ihre Taschen in die Ecke der großen Eingangshalle und mischten sich unter die Jungs, die bereits begeistert miteinander Fußball spielten, Das gab wirklich ein tolles Bild ab.
Nachdem danach alle ausreichend mit Essen versorgt waren, breiteten die Kids ihre Schlaflager in der Eingangshalle aus und wurden dann mit einem Film auf einer großen Leinwand „bespasst“. Dann ging es auch bereits früh schlafen, da ja alle fit und ausgeschlafen für das große Turnier am nächsten Tag sein sollten. Wir Freiwillige schliefen in einem Klassenzimmer nebenan und genossen währenddessen unser Wiedersehen. Die Nacht verlief weitestgehend ruhig, jedoch waren die Kinder bereits um 6 Uhr wieder auf den Beinen und machten in der Halle so ein Getöse, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war!!
Am Samstagmorgen gab es dann um 07:30 Uhr für alle Aktiven ein leckeres Frühstück. Wir Freiwillige trafen uns um 08:00 Uhr, um die Schiedsrichter für die jeweiligen Spiele festzulegen. Jedes Spiel dauerte 20 Minuten und wurde jeweils von einem „unbeteiligten“ Freiwilligen geleitet. Nach einer kurzen Trainingseinheit ging es dann auch schon um 09 Uhr mit dem Turnier los. Unser Team traf im ersten Spiel auf die Schüler aus Jeffrey's Bay. Die Jungen schlugen sich sehr gut und starteten mit einem 2:0 Sieg in das Turnier, was allen Selbstvertrauen schenkte. Im darauffolgenden Spiel hatten wir es mit einem Team aus Berlin zu tun und kamen aber nicht über ein 1:1 hinaus. Im dritten Gruppenspiel ging es gegen eine Grundschulmannschaft aus Port Elizabeth, in der die Jungs leider nach der Halbzeit an Konzentration und somit letzten Endes auch das Spiel mit 0:2 verloren. Leider war damit die Hoffnung auf das Halbfinale dahin. Trotzdem kämpften die „Kerle“ auch im letzten Spiel gegen die gastgebende Mannschaft von der A.W. Barnes, und lange Zeit sah es zumindest nach einem Unentschieden aus. Wir zeigten uns dann aber doch als dankbare Gäste und kurz vor Schluss schenkte uns der gastgebende Favorit 2 Tore ein. Trotzdem waren wir sehr zufrieden und stolz auf unsere Jungen. Ich bin mir sicher, dass sie alle Spaß hatten. Das Finale wurde im Übrigen von den in East London beheimateten Teams der Parkside Primary und A.W. Barnes bestritten, was nach spannendem Elfmeterschießen der Gastgeber für sich entschied. Nach der Siegerehrung in der Eingangshalle wurde die Musik laut gestellt und wir tanzten zusammen mit den Kids zu sowohl internationaler als auch afrikanischer Musik. Das war als Abschluss einfach klasse und wird mir, aber sicher auch allen anderen, noch lange in Erinnerung bleiben.
Am nächsten Morgen bekamen alle von den Gastgebern noch ein Lunchpaket für die langen Rückreisen mit, was angesichts der zum Teil mehr als achtstündigen Reisezeit einiger Teams wirklich sehr nett war. Bevor es für uns zurück nach Coffee Bay ging, machten wir noch einen Zwischenstopp in der riesigen Hemingways Mall, da die Kinder ein solch riesiges Einkaufszentrum noch nie gesehen hatten. Alle waren sehr beeindruckt, als wir das große Gebäude betraten. Besonders spektakulär empfanden die Kinder die Rolltreppen, da sie natürlich auch noch nie gesehen, geschweige denn befahren hatten. 2 Jungen waren ganz besonders fasziniert, und während die anderen bereits weiter wuselten, hatten die beiden noch immer große Freude daran, die Treppen auf und wieder abzufahren. Das war wirklich sehr süß mitanzusehen. Jedes von den Kindern hatte umgerechnet ca. 10 € mitgenommen. Davon kauften sie sich Spielzeug, Fußbälle, Chips und vieles andere. Anschließend kamen wir an einem Stand mit Autoscootern vorbei, an dem wir jedem der Jungen eine Fahrt finanzierten. Zum Abschluss gab es noch für jeden ein Eis, und dann machten wir uns auf die 5-stündige Heimreise.
Den gesamten Trip finanzierten wir Freiwillige von unseren Spendengeldern, und ich möchte mich auch im Namen meiner Mitstreiter nochmal an dieser Stelle ganz herzlich bei meinen Spendern bedanken, Ihr habt - natürlich in erster Linie - die13 Jungen, aber natürlich mittelbar auch mich damit sehr glücklich gemacht!
Die ersten zweieinhalb Monate
23.10.17
Molweni zusammen!
Einige Zeit ist
vergangen, seitdem ich von meinen ersten Wochen in Südafrika berichtet habe. Nun versinkt Coffee Bay aber gerade im Regen und somit bleibt mir genug Zeit, um aufzuschreiben was hier so in den letzten
2 3/4 Monaten passiert ist. Mein Zeitgefühl geht hier "unten" wirklich den Bach hinunter. Die 11 Wochen, die wir jetzt schon in diesem schönen Land verweilen, fühlen sich viel kürzer an. Ich habe
mich schon gut eingewöhnt in Ort und Arbeit, nichtsdestotrotz fühlt sich Vieles noch neu und ungewohnt an. Was natürlich nicht sehr verwunderlich ist, da wir hier in eine völlig neue Kultur gekommen
sind, in der man sich erst mal zurecht finden muss.
Generell aber geht es mir hier wirklich super gut, die Arbeit im Kinderheim macht sehr großen Spaß und auch das Zusammenleben mit meinen 3 Mitbewohnern verläuft größtenteils problemlos.
Rückblickend stelle ich
besonders in dem Verhältnis mit den Kindern eine Entwicklung fest. Zu Beginn stellte es sich teilweise noch etwas "oberflächlich" dar. Natürlich freuten sich die Kinder auch schon zu Beginn über
unser Kommen und spielten gerne mit uns, doch manchmal hatte ich das Gefühl, dass es für sie keinen großen Unterschied machen würde, wenn Helena und ich nicht gekommen wären. Anfangs wurden oft
unsere Grenzen getestet und vor allem die Kids aus der Community waren in manchen Situationen etwas frech, da war es manches Mal schon sehr schwierig souverän und selbstsicher aufzutreten. Im
Großen und Ganzen denke ich aber, dass wir solche Situationen ganz gut gemeistert haben. Wir haben das ein oder andere Mal Dinge zu hören bekommen, wie "Wo sind die alten Freiwilligen, die hätten
das erlaubt", wodurch man dann schon einmal schlucken musste. Auf der anderen Seite hatte ich Verständnis dafür, da unsere Vorgänger, die die Kinder sehr gerne mochten, gerade erst geflogen waren
und wir, die neuen Unbekannten, ihren Platz eingenommen hatten. Mittlerweile haben wir alle uns aber kennengelernt und aneinander gewöhnt. An jedem Morgen, wenn
wir das Tor zum Kinderheim erreichen, kommen die Kinder vor Freude unsere Namen rufend auf das Auto zu gestürmt und umringen uns. Das ist immer wieder ein tolles Gefühl.
Jeden Tag, egal ob die Sonne scheint oder der Regen in Strömen vom Himmel fällt, werden wir von den kleinen Kindern gefragt, ob wir zum Strand fahren könnten. Dort erleben wir besonders schöne Tage. Dann stecken wir alle Kinder ins Auto und auf die Ladefläche unseres Bakkies und fahren entweder an den Strand beim Kinderheim, an den im Ozean
mündenden Mapuzi River oder an den Strand bei uns in Coffee Bay. Obwohl die Kinder so nahe am Wasser wohnen, sind sie es die meisten nicht gewohnt regelmäßig an den Strand zu fahren und freuen
sich daher immer riesig. Eigentlich sind alle Kinder sehr vernünftig und kennen ihre Grenzen, trotz dessen ist mir bewusst, dass wir eine große Verantwortung haben, wenn wir die Kinder mit ins
Wasser begleiten, vor allem, da ein paar der Kinder nicht richtig schwimmen können. Wenn Lea und Falko an ihrer Schule keine Nachmittagsprojekte haben, begleiten sie uns
um 15 Uhr zum Kinderheim. Zu viert auf die Gruppe aufzupassen ist deutlich einfacher, aber auch wenn wir nur zu zweit sind klappt es gut. An sehr heißen Tagen ist es bereits vormittags warm
genug, um mit den 5 Kindern aus dem Kinderheim, die noch zu jung für die Schule sind, an den Strand zu fahren. Keines von ihnen kann schwimmen und daher haben sie große Angst vor dem Wasser,
trotzdem genießen sie den Strandbesuch immer sehr. Wir haben uns als Ziel für unser Jahr gesetzt, zumindest die Angst vor dem niedrigen Wasser zu nehmen und bestenfalls Schwimmen
beizubringen.
Mein Geburtstag
Das erste besondere Ereignis hier war mein Geburtstag Ende August. Die Besitzerin des Restaurants gegenüber unseres Hauses hatte einmal erwähnt, dass sie auch Kuchen backen würde. Das hatten sich
Lea und Helena gemerkt und eine Geburtstagstorte für mich organisiert. So konnte ich mich am Morgen an einen richtigen Geburtstagstisch setzen, Falko hatte mir sogar ein Lederarmband geschenkt.
Das war wirklich ein schönes Gefühl, da das mein erster Geburtstag war, den ich nicht Zuhause gefeiert hatte. Auch im Kinderheim wussten durch Helena ein paar der Kinder davon und sangen ein Lied
für mich. Später war ein Sportsday an der Grundschule gegenüber des Kinderheims, an die auch die Kinder des Heims gehen, zu dem wir eingeladen wurden. Eine andere Grundschule war gekommen und so
traten die beiden konkurrierenden Schulen in verschiedenen Sportarten gegeneinander an. Es war auf und um die Spielfeder eine tolle Stimmung, da viele Kinder zusahen und ihre jeweilige Schule
durch Lieder und Sprechgesänge anfeuerten. Als wir wieder nach Hause kamen, skypte ich mit meiner Familie und packte ein paar Geschenke aus, die meine Mama mir vor meiner Abreise noch in den
Koffer gesteckt hatte. Das war wirklich sehr toll, da es dann fast so war, als seien sie hier gewesen. Am Abend sind wir dann zu viert Pizza essen gegangen und
saßen anschließend noch bei einem Bier zusammen. Dazu kam auch ein Einheimischer, mit dem wir uns mittlerweile sehr gut angefreundet haben. Da mein Geburtstag leider auf einen Donnerstag gefallen
war und Coffee Bay streckenmäßig ziemlich weit ab vom Schuss liegt, konnten leider keine anderen Freiwilligen vorbeischauen und mitfeiern, was wir aber später gebührend nachholten.
Die tägliche Arbeit und Wochenenden
Ein bisschen hatte ich ja bereits im letzten Eintrag angerissen, wir hier mein Alltag so aussieht, das werde ich jetzt noch ein bisschen ausführen. Wie bereits erwähnt, fahren Helena und ich
jeden Morgen um kurz vor
9 Uhr zum Kinderheim. Dort
angekommen, werden wir von Rufen wie "the German guys" oder meistens einfach unsere Namen, empfangen. Vor allem die drei 2-jährigen lieben es natürlich auf den Arm genommen und in die Luft
"geworfen" zu werden (Ja, Mama, ich passe auf!). Nachdem wir die Kinder, die Mamas und Elroy und Eureke (unsere Chefs) begrüßt haben, spielen wir mit den Kindern Ball, Fangen, Sandkasten-Buddeln
etc., fahren bei gutem Wetter zum Strand oder gehen in die ehemalige Preschool und spielen oder malen dort. Wenn die Kinder essen, unterhalten wir uns gern und lang mit Elroy und Eureke. Die
beiden sind wirklich super. Sie sind vor 5 Jahren eher zufällig zum Kinderheim gekommen und da sich die damaligen Besitzer bereits im hohen Alter befanden und sie fragten, ob sie an einem Kauf
interessiert seien, haben sie kurzerhand beschlossen, es zu übernehmen. Ursprünglich kommen sie aus Port Elizabeth, weswegen sie bereits viel von Südafrika gesehen und uns so eine Menge Tipps
gegeben haben, welche Orte man gesehen haben muss. Sie haben immer ein, eigentlich eher zwei, offene Ohren für uns und helfen wo sie können. Häufig sitzen wir bei Tee und Keksen zusammen und
unterhalten uns über Gott und die Welt. Zudem kennt sich Elroy wirklich gut mit Autos aus, was wirklich wertvoll ist, da die nächste professionelle Werkstatt etwa eine Stunde mit dem Auto
entfernt ist.
Um 12 Uhr fahren wir dann zurück nach Coffee Bay und kochen. Wenn das Wetter gut ist, hat das Restaurant gegenüber unseres Doppelrondavels geöffnet, wo es die besten Milchshakes und Burger der
Welt gibt, die wir dann auf der Terrasse mit wunderschönem Blick auf Cbay und das Meer verspeisen. Gut gestärkt und ausgeruht geht es
um 15 Uhr zurück zum Childrens Home, wo dann meistens bereits die Kinder aus Community und Kinderheim zusammenspielen. Mit ihnen spielen wir dann Spiele wie "Who is affraid of the lion"
(Wie "wer hat Angst vorm schwarzen Mann") oder Ente, Ente, Ente, Gans. Am meisten Spaß macht es, wenn alle mitspielen. Häufig haben aber vor allem die älteren Jungs keine Lust darauf und
präferieren Fußball. Das ist die Alternative und so kicke ich mit ihnen und Helena spielt mit den Mädchen Netball. Der Plan ist, dass wir die Teams insoweit aufbauen, dass wir gegen die Schule
von Lea und Falko, aber auch gegen Teams in anderen Städten antreten können. Seitdem der Plan zu den Kindern durchgedrungen ist, fragen sie fast jeden Tag, wann wir gegen Coffee Bay oder East
London spielen würden. Da die meisten von ihnen noch nie außerhalb Coffee Bay waren, freuen sie sich bereits riesig darauf.
Auch, wenn das Wetter mal schlecht ist, gibt es eine Menge Möglichkeiten sich zu beschäftigen. So war z.B. das Projekt der letzten zwei Wochen das Zimmer der Jungs zu bemalen. Eine Freiwillige
aus den Niederlanden hatte bereits begonnen, ein Auto aus dem Film "Cars" an eine Wand zu malen. Nachdem sie nach einem Monat wieder nach Hause geflogen war, haben Helena und ich ihre Arbeit
übernommen und begonnen einen Abschleppwagen aus dem Film an die Wand zu pinseln und in Anbetracht meiner sich in Grenzen haltenden künstlerischen Fähigkeiten, ist uns das meiner Meinung nach
ziemlich gut gelungen- die Kinder haben sich jedenfalls gefreut. Daher wollen wir solche Projekte fortführen und das nächste Mal auch Kinder involvieren, damit sie sich immer wieder an ihrem
eigenen Werk erfreuen können.
Die Wochenenden verbringen wir meistens in Coffee Bay. Oft nehmen wir bei einem örtlichen Backpacker einen Surfkurs, der umgerechnet 4€ kostet, Board, Lehrer und Neoprenanzug inklusive. Das macht
super viel Spaß und klappt von Mal zu Mal besser. Ansonsten genießen wir das nicht-arbeiten-müssen am Strand oder in unserem Haus. Häufig kommen Locals vorbei und wollen etwas mit uns
unternehmen, so sind wir beispielsweise schon zu Klippen gewandert oder in einem weiter entfernten Fluss baden gewesen. Außerdem sind wir jetzt schon an mehreren Wochenenden in andere
Einsatzstellen gefahren, um dort die Freiwilligen zu besuchen. Ein netter Nebenaspekt ist außerdem, dass es in East London mehrere größere Malls gibt, in denen man so ziemlich alles kaufen kann,
was das Herz begehrt und da Malls bei uns eher Mangelware sind, freuen wir uns dann mal wieder etwas Zeit mit "shoppen" verbringen zu können.
Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie die anderen Freiwilligen leben. Die Unterkunft der East Londoner könnte man auch in Deutschland wiederfinden. Sie leben auf einem abgezäunten
Grundstück mit zwei modernen Häusern und einem größeren Garten. Oft haben sie jedoch Probleme mit ihrer Alarmanlage, da diese einfach so Alarm schlägt und so die Sicherheitsfirma alarmiert
angefahren kommt, um für Ordnung zu sorgen. Dann bedarf es natürlich immer wieder Überzeugungskünste, um zu erklären, dass es sich nur um einen
Fehlalarm gehandelt hatte. So einen Sicherheitsaufwand braucht man bei uns zum Glück nicht. Natürlich sollte man beim Verlassen des Hauses niemals ein Fenster offen zu lassen oder vergessen die
Tür abzuschließen, aber ansonsten kann man auch bedenkenlos im Dunkeln zu Fuß sein Ziel erreichen.
Generell ist das Leben in Coffee Bay sehr entspannt. Uns wurde schon häufig von Einheimischen geraten, das Leben locker zu sehen. "This ist the Transkei, take the life easy" ist wohl der Leitsatz
der Bevölkerung hier. Diese Lebensphilosophie lässt sich ganz gut an folgenden Beispielen veranschaulichen:
Das Restaurant gegenüber hat eigentlich jeden Tag, bis auf Dienstag, von 9:30-15:30 Uhr, geöffnet. In einer Woche jedoch, war der einzige Tag, an dem es geöffnet hatte, man glaube es kaum: Dienstag.
In einem Shop, in dem man T-Shirts
bedrucken und Klamotten kaufen kann, werden zusätzlich auch noch Burger und Toasties angeboten. Als wir dann dort einmal Mittagessen gehen wollten und jeder seine Bestellung aufgegeben hatte,
sagte uns der Besitzer Jimmy bereits voraus, dass es etwas länger dauern würde. Wenig später ging aus dem Haus und kam mit Einkaufstüten zurück, da er erst einmal die Zutaten für unsere
Bestellung einkaufen musste. Das war sehr amüsant.
Generell bin ich ein Fan von dieser so lockeren Lebensansicht, wenn man jedoch etwas Wichtiges schnell klären muss, dauert es meistens sehr lange, bis man die erhoffte Information bekommt.
Roadtrip
Am Freitag, den 27.09. war es dann endlich so weit: die ersten Ferien und damit der erste Road- bzw. Jungstrip stand bevor. Ich hatte mich mit sieben andere Freiwilligen aus Port Elizabeth,
Jeffreys Bay, Berlin und East London zusammengetan. So fuhren die zwei Mädels und ich früh am Freitagmorgen nach Umthata, um dort am Flughafen ein Auto zu mieten und von dort weiter nach Berlin
zu fahren, wo wir die anderen Freiwilligen antrafen. Dort feierten wir zusammen und brachen dann am Samstag gut gelaunt Richtung "Mount Zebra Park" auf. Je weiter wir in das Landesinnere fuhren,
desto schöner wurde die Landschaft. Wellblechhäuschen wichen und unsere Umgebung wurde immer weitläufiger und bot uns wunderschöne Ausblicke. In unserer Unterkunft, eine auf einem Berg gelegenen
Farm, angekommen, machten wir ein Feuer und hielten einen herzhaften Braii (Grillen in Südafrika) ab. Am nächsten Morgen ging es früh in den Mount Zebra Park, in dem wir viele Tiere wir Zebras
oder Giraffen, aber leider keine Raubkatzen sahen. Unsere nächste Station war Queenstown, eine ruhige Stadt, nördlich von East London gelegen. Das Highlight unserer Reise war aber, als uns der
Vermieter unserer Behausung zu einem Freund fuhr, der etwas Besonderes für uns bereithalten sollte. Sein Grundstück grenzt nämlich direkt am Stadtpark und jeden Abend kommen etwa 6 Nashörner
direkt vor der Mauer zum Fressen. Über seine erhöhte Veranda konnte man dann diese gewaltigen Tiere, eins etwa 1,5 Tonnen auf die Waage bringend, bewundern. Doch damit nicht genug. Wir sollten
auf der Ladefläche seines Bakkies stehend unsere Plätze einnehmen, da er uns sein Land zeigen wollte. Nach einer kurzen Fahrt auf der Ladefläche, die ein Riesenspaß war, erreichten wir seine Farm
und er zeigte uns eine bestimmte Art von Büffeln, die pro Tier 60.000$ kosten würden und von denen er ganze 50 besaß. Anschließend sollten wir wieder auf der Ladefläche Platz nehmen und es ging
auf sein 1000ha großes Land. Auch dort sahen wir viele Zebras und Antilopen. Über Stock und Stein fuhr Brian, der Freund unseres Vermieters, mit uns immer höher auf einen Berg, von dem man oben
angekommen einen wortwörtlich atemberaubenden Blick über Queenstown und Umgebung hatte. Bis in die Haarspitzen gefüllt mit Glückshormonen ging es dann wieder zurück zu Brians Grundstück, da es
bereit dämmerte. Inzwischen waren sogar noch mehr Nashörner an die Mauer zum "Abendbrot" gekommen, was wir dann mit Brian und einem Bier genossen. Alleine für den Besuch bei Brian, hatte sich der
gesamte Roadtrip bereits voll ausgezahlt. Am Dienstag ging es dann für uns weiter nach Port St. Johns, nördlich von Coffee Bay. Ein wunderschöner Ort mit tollem Strand, ein Badegang ist jedoch
nicht sehr zu empfehlen, da sich die Haie dort nur so tummeln. Als wir am Abend ankamen, gingen wir zum Strand und trafen dort auf eine Gruppe Einheimische, die uns zu einem Fußballspiel
herausforderten. Nach einem anstrengenden, aber sehr spaßigen Spiel, was wir im Übrigen mit 10:1 für uns entschieden ging es zurück
zu unserem Backpacker und ließen dort entspannt den Abend ausklingen. Nachdem wir den Mittwoch mit einer Wanderung verbracht hatten, ging es am Donnerstag zurück nach
Coffee Bay, da die Jungs unbedingt unser neues Zuhause sehen wollten. Dort trafen wir auf 14 andere Freiwillige, die wie wir ihren Roadtrip in Coffee Bay beendeten. Natürlich gab es viel zur
Erzählen und so feierten wir zusammen in unserem Haus und in einem örtlichen Backpacker unser Widersehen. Nachdem die Mädchen aus den anderen Einsatzstellen bereits am Freitagmorgen abreisten,
fuhren die übrigen Jungs und ich zum Hole in the Wall, was immer einen Besuch wert ist. Mit einem leckeren Mahl in einem Restaurant mit Meerblick ließen wir den letzten Tag unseres Roadtrips
ausklingen und so verließen sie uns am Samstagmorgen wieder. Nach einem hauptsächlich zur Entspannung genutzten Restwochenende, stand dann wieder der Montag und damit der wiederkehrende
Arbeitsalltag vor der Tür, was aber auch schön war, da ich die Kids schon ein bisschen vermisst hatte.
Ich hoffe, ich konnte Euch einen weiteren kleinen Einblick in mein Leben hier unten verschaffen.
Liebe Grüße aus Coffee Bay,
Euer Philipp
Die Bulungula-Coffee-Bay-Crew und Joe in Bulungula
Ausflug mit dem Children's Home zum Hole in the Wall
Fußballtraining mit den Jungs vom Kinderheim und aus der Community
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